
Von Astana über Tokio nach Linz: Feinschliff fürs Nationalteam vor EuroSkills
Mit dem zweiten Teamseminar nimmt Österreichs Nationalteam der Berufe Kurs auf EuroSkills in Dänemark: In Linz wird aktuell am Feinschliff für die Berufs-EM von 9. bis 13. September gearbeitet. Hinter den Toptalenten liegen Wochen voller internationaler Intensivtrainings – von Finnland bis Kasachstan, von Frankreich bis in die Vereinigten Arabischen Emirate.
LACHSTATT/LINZ. Noch bis Sonntag regieren die Eisheiligen in Herning: Bei der aktuell stattfindenden Eishockey-WM in der dänischen Stadt hat sich das heimische Nationalteam gleichermaßen eindrucksvoll wie überraschend ins Rampenlicht gespielt – trotz K.o. im gestrigen Viertelfinale. Im September kehrt Österreich zurück – doch mit völlig anderer Rollenverteilung: Bei den neunten Berufseuropameisterschaften zählt Rot-Weiß-Rot – als Titelverteidiger – zu den großen Favoriten. In insgesamt 36 Berufen darf sich die Alpenrepublik Chancen auf Medaillen ausrechnen – von Anlagenelektrik über CNC-Technik bis hin zu Floristik, Webentwicklung oder Zimmerei. 44 junge Fachkräfte – einige von ihnen in Teambewerben – gehen dafür in Herning an den Start. Weitere fünf Fachkräfte kämpfen im November in Österreich und der Schweiz in sogenannten „European Skills Challenges“ ebenfalls um Medaillen.
Vizeweltmeisterin bringt Fachkräfte auf Kurs
Mit höchster Akribie und vollem Einsatz laufen derzeit die Vorbereitungen: Noch bis Ende der Woche trainieren die EM-Starter beim zweiten Teamcamp in der Bauakademie Oberösterreich in Lachstatt bei Linz. Gearbeitet wird am Teamgefüge (etwa durch das vom Premium-Partner Bawag unterstütze gemeinsame Grillevent, Reflexionseinheiten und Teambuilding-Aktivitäten) sowie an der mentalen Widerstandsfähigkeit. Unterstützung erfährt das Team von Tanja Frank: Die Segel-Vizeweltmeisterin bringt Strategien aus dem Spitzensport ein, wie die Berufstalente unter Hochdruck Kurs halten.
„Wer bei EuroSkills erfolgreich sein will, braucht mehr als technisches Können – nämlich auch mentale Stärke, Teamgeist und die Fähigkeit, unter Wettbewerbsbedingungen zu bestehen. Für uns ist wichtig, mit maximaler Professionalität in die Wettbewerbe zu gehen. Denn es gilt: Die Spitze treibt die Breite! Das heißt: Unsere Besten sind nicht nur Vorbilder, sie ziehen eine ganze Generation mit – und setzen Maßstäbe für Exzellenz in der beruflichen Bildung“, erklärt Josef Herk, Präsident von SkillsAustria.
Von Frankreich über Finnland bis Kasachstan
Wichtiger Teil der akribischen Vorbereitung sind neben den Teamtrainings auch internationale Trainings, in denen die heimischen Fachkräfte gezielt unter Wettkampfatmosphäre auf EuroSkills vorbereitet werden.
„Unsere Teilnehmerinnen und Teilnehmer trainieren auf der ganzen Welt – von Frankreich über Japan bis Kasachstan. Denn wer an der Spitze mitmischen will, muss sich mit den Besten messen. Genauso wichtig ist aber die mentale Stärke: Deshalb üben wir gezielt unter Wettbewerbsbedingungen – vor Publikum und mit echtem Leistungsdruck. Nur so wächst man über sich hinaus“, betont Jürgen Kraft, Geschäftsführer von SkillsAustria.
Oberösterreichisches Quartett reiste nach Abu Dhabi
Den weitesten Weg zu den internationalen Trainings legte ein oberösterreichisches Quartett zurück: Anlagenelektriker Martin Riegler (aus Schönau im Mühlkreis), Elektroniker Jakob Schaumberger (aus Linz), Kälte- und Klimatechniker Jonas Danninger (aus Herzogsdorf) und Schweißer Daniel Schinagl (aus Lengau) stellten ihr Können bei den „Friendly Skill Competitions“ in Abu Dhabi unter Beweis.
Für Schinagl steht fest: „Diese Generalprobe war perfekt, um genau die Wettkampfstimmung und das Umfeld zu erleben, das mich auch im Herbst bei der EuroSkills erwartet.“ Der Schweißer matchte sich mit zwölf Emiratis sowie weiteren internationalen Teilnehmenden aus Kasachstan und Kirgistan. Elektroniker Schaumberger sieht das ähnlich: „Die erlebte Wettkampfatmosphäre war nicht nur ein starkes Gefühl, sondern auch eine wichtige Vorbereitung auf Herning im September. Darüber hinaus war es eine großartige Erfahrung, internationale Kontakte zu knüpfen, neue Kulturen kennenzulernen und den eigenen Horizont zu erweitern.“
Koch Hannes Sortsch (aus Oberneukirchen) zog es in die Schweiz, schon im April trainierten die Mode-Technologinnen Miriam Haider (Traberg) und Theresa Fink (aus Anthering/Salzburg) in Kroatien.
Auch Sarah Klinger (aus Bad Zell, hier beim Teamcamp) bereitete sich bei einem internationalen Trainingscamp gezielt auf EuroSkills vor – in der Meisterschule für Bäcker, Müller und Konditoren in Wels hat sich die Oberösterreicherin mit Teilnehmenden aus sieben Ländern gemessen. Am Programm: unter anderem New York Roll Burger, gefüllte Croissants und süße Plunder. „Bei diesem Trainingsbewerb ging’s nicht nur ums Tüfteln an Rezepturen und Techniken – sondern auch um Teamgeist, Austausch und gemeinsames Lernen. Die Abende waren voll mit spannenden Gesprächen“, so Klinger.
Aktuell in Finnland: Konditorin Lisa Schögl aus Altmünster feilt beim „EuroSkills Pastry Camp 2025“ an Technik und Tempo. Steinmetzin Juliana Hain (aus Hofkirchen im Mühlkreis, hier beim Teamcamp) reist im Juni zu einem Trainingscamp nach Slowenien.
Dichtes Vorarlberger Reiseprogramm
Ebenfalls in die Vereinigten Arabischen Emirate führte der Weg für das Vorarlberger Duo Sandro Flatz (Maschinenbau-CAD, aus Fussach) und Amon Gruber (CNC-Fräsen, aus Götzis). Letzterer absolviert derzeit zusätzlich internationale Trainingsaufenthalte in Japan und Deutschland – ein intensives Programm, das nicht nur technisches Know-how, sondern auch die interkulturelle Kompetenz verbessert.
Flatz über das Training: „Abu Dhabi war eine mega Erfahrung – die Wettkampfatmosphäre, das Setting, das Feedback. Man bekommt ein gutes Gespür für das, was einen bei EuroSkills erwartet. Besonders cool war es aber, auch die Vereinigten Arabischen Emirate kennenzulernen“. Gruber unterstreicht: „Eine völlig andere Kultur – toll, das sehen zu dürfen!“
Auf ein beachtliches internationales Pensum kann auch Hotel-Rezeptionistin Elena Mathis (Hohenems) verweisen: Schon Ende 2024 war sie bei einer Competition im italienischen Piemont als Gastteilnehmerin im Einsatz. In Turin – der Hauptstadt der Region – überzeugte sie in Speed-Modulen, Front-Office- und Back-Office-Aufgaben und holte sich am Ende sogar den zweiten Platz. „Ich freue mich schon sehr darauf, mein Know-how nun bei EuroSkills unter Beweis zu stellen und mich mit den besten Fachkräften in Europa zu messen“, erklärt Mathis. Für sie folgen heuer weitere Trainings in Irland und der Schweiz.
Steirische Generalprobe in Dänemark
Eine echte Generalprobe erlebt indes Bautischler Thomas Leitner (aus Obdach, Steiermark): Beim „Talentcamp 2025“ in Herning misst sich der Murtaler Anfang Juli mit internationalen Kontrahenten. Nach dem verletzungsbedingten Aus bei WorldSkills in Lyon ist der Obersteirer nun voller Zuversicht: „Diesmal will ich zeigen, was wirklich in mir steckt. Die Chance, mich vorab mit der internationalen Konkurrenz zu messen, ist für mich der perfekte Härtetest – und genau das, was ich jetzt brauche. Der Teamspirit beim aktuellen Teamcamp ist außerdem einfach top – das pusht mich zusätzlich.“
Dasselbe gilt für seinen steirischen Teamkollegen Stefan Lanzl: Der Hochbauer aus Leutschach lernt das EM-Wettkampfgelände in Dänemark ebenfalls bereits im Zuge des internationalen Trainings kennen. „Es ist mega, schon jetzt einen Eindruck von Herning zu bekommen. Das nimmt viel Nervosität raus – und hilft, sich mental richtig einzustellen. Ich will im Herbst voll abliefern. Dieses internationale Training wird mich perfekt auf die Berufs-EM vorbereiten.“
Die südsteirische Grafik-Designerin Eva Manninger (aus Ragnitz) nutzte ein internationales Training in den Vereinigten Arabischen Emiraten, um ihre Fähigkeiten unter realen Wettbewerbsbedingungen zu schärfen. Im Fokus standen kreative Aufgaben unter Zeitdruck, der interkulturelle Austausch – und der Blick über den Tellerrand: „Für mich war es unglaublich spannend, Designlösungen im internationalen Vergleich zu sehen. Das hat mir gezeigt, wo ich stehe – und woran ich noch arbeiten will, bevor es im Herbst nach Herning geht“, sagt die EM-Starterin.
Tiroler Vorbereitungen
Sanitär- und Heizungstechniker Johannes Gstrein (St. Leonhard im Pitztal, Tirol) sammelte erste internationale Wettkampfeindrücke beim „Skill Star Festival“ in Ungarn – für ihn geht es im Juni weiter nach Lahr in Deutschland.
In die Schweiz führte der Weg für das Tiroler Entrepreneur-Duo Josef Auer (aus Brixen im Thale) und Jonas Embacher (aus Langkampfen): Die beiden tüftelten im April beim internationalen Training in Solothurn – gegen Teilnehmende aus der Schweiz, Luxemburg, Schweden, Dänemark und Frankreich – an Businessplänen, Pitch-Strategien und Kostenrechnung. Mit ihrer Idee „CropWise“ – eine App, die Landwirte durch Datenanalysen beim Anbau unterstützt – überzeugten sie die internationalen Juroren. Embacher erklärt: „Solothurn war für uns ein echter Reality-Check: viel Input, viele neue Sichtweisen – und der Beweis, dass wir mit unserer Idee auch international bestehen können, wenn wir dranbleiben.“ Teamkollege Auer betont: „Man merkt erst bei solchen Trainings, wie hoch das Niveau international ist. Das pusht uns, noch klarer zu argumentieren – und unsere Idee wirklich auf den Punkt zu bringen.“ Das gelang diesmal ohne Zweifel: In der inoffiziellen Wertung sicherte sich das Duo jedenfalls Rang eins.
Professionelle Vorbereitung in ganz Europa
Das Kärntner Mechatroniker-Gespann Leon Korak (aus Brückl) und Noah Scheriau (St. Urban) feilte in Belgrad an der Präzision – bei den „SerbianSkills“ wartete ein realitätsnaher Wettkampf mit hoher Taktrate. Mit britischem Wettkampffeeling macht sich Friseurin Carina Kern (aus Kilb) im Juli vertraut – sie nimmt an den nationalen Competitions Großbritanniens teil. Teamkollege und Lkw-Techniker Raphael Gremmel (Breitenau) sowie der Salzburger Land- und Baumaschinentechniker Marvin Gassner (Gries im Pinzgau, Salzburg) heben noch im Mai nach Stockholm ab – zum internationalen „Friendly Training“.









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