
EuroSkills: Wiener Technologie-Spezialisten wollen in Dänemark Geschichte schreiben
Sechs Wiener Fachkräfte peilen bei der Berufseuropameisterschaft (10. bis 13. September) erstmals Gold in einem Digitalberuf an - Bei Vize-EM-Titeln ist Wien schon top
Wien - Insgesamt 49 Spitzenfachkräfte entsendet Österreich heuer zu Berufseuropameisterschaften: Ein Quintett absolviert seine Wettbewerbe in Österreich und der Schweiz. 44 gehen hingegen nächste Woche bei der Berufseuropameisterschaft EuroSkills 2025 in Herning (10. bis 13. September, Dänemark) an den Start.
Mit im Aufgebot sind sechs Wiener: das IT Netzwerk-Systemadministratoren-Duo Stefan Tomp und Tarik Begeta, das Industrie 4.0-Gespann David Herzina-Rusch und Raphael Beutel sowie Webentwickler Markus Wizany und Digitalkonstrukteur Tobias Weißengruber. Was sie eint? Sie alle haben ihre berufliche Ausbildung – an höheren Schulen oder eine Lehre – abgeschlossen, sind unter 25 Jahren und wollen Österreich jubeln lassen.
Anfang September reisen die Wiener Teilnehmer mit Team Austria 2025 in den Norden. Die Spezialisten aus der Bundeshauptstadt, die alle in digitalen Berufen an den Start gehen, könnten dabei für eine Premiere sorgen: Zwar zählt Österreich zu den erfolgreichsten Nationen bei WorldSkills und EuroSkills und ist aktueller EM-Titelverteidiger, doch in keinem der Berufe, in denen die Wiener antreten, gab es bisher einen Europameistertitel. Dafür bisher jedoch 14 Silbermedaillen für Wien – europäischer Höchstwert!
„Vorbilder für eine ganze Generation“
Um endlich den ganz großen Medaillen-Coup zu landen, wurde nichts dem Zufall überlassen: In Hunderten Trainingsstunden mit eigenen Coaches und Expert:innen, internationalen Testwettbewerben sowie Mentaltrainings im Rahmen der Teamseminare wurden die EM-Starter:innen auf das Schaulaufen der Besten Europas vorbereitet. Wesentlich unterstützt wurde das Team dabei von der BAWAG Group, Premium-Partner von SkillsAustria.
Thomas Csipko, Leiter des Filialgeschäfts der BAWAG, erklärt: „Leistung, Einsatzbereitschaft und Teamgeist sind Werte, die nicht nur bei EuroSkills, sondern auch im Berufsleben zählen. Deshalb unterstützen wir die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit voller Überzeugung. Sie sind Vorbilder für eine ganze Generation und zeigen, wie viel man mit Leidenschaft und konsequenter Vorbereitung erreichen kann.“
Mega-Kulissen warten auf heimische Topfachkräfte
Die hohe Professionalität braucht es auch, immerhin erwarten die Wiener Toptalente im dänischen Herning mehr als 600 internationale Konkurrent:innen aus 32 Ländern. Über 100.000 Fans werden den heimischen Assen an drei Wettkampftagen – die Aufgaben reichen jeweils vom Morgen bis in den späten Nachmittag – über die Schulter blicken.
Maria Neumann, Spartenobfrau Gewerbe und Handwerk der WK Wien, sieht dennoch keinen Grund für Nervosität: „Unsere Teilnehmerinnen und Teilnehmer beweisen, dass Wien in Sachen Fachkräfte-Nachwuchs ganz vorne mitspielt. Sie verbinden modernstes Know-how mit hoher Praxisorientierung – genau das braucht unsere Wirtschaft, um auch künftig wettbewerbsfähig zu bleiben.“
„Gänsehaut-Momente“
Jürgen Kraft, Geschäftsführer von SkillsAustria, kann den EM-Start kaum erwarten: „EuroSkills sind für mich Gänsehaut-Momente – hier wird das Feuer für die berufliche Ausbildung nicht nur sichtbar, sondern regelrecht greifbar. Wenn unsere Talente nach monatelanger Vorbereitung auf der größten Bühne für Berufe des Kontinents an den Start gehen, zeigen sie, was möglich ist, wenn man ein Ziel mit voller Überzeugung verfolgt. Unsere Teilnehmerinnen und Teilnehmer setzen damit ein starkes Zeichen – für den Wert der dualen Ausbildung, für die Attraktivität technischer und handwerklicher Berufe und für eine neue Generation, die viel besser als ihr Ruf ist!“
Premiere als Ziel
Als Staatsmeister reisen Tarik Begeta aus Ottakring und Stefan Tomp aus Hietzing nach Herning: Die HTL-Absolventen geht im Teambewerb IT Netzwerk- und Systemadministration an den Start. Tomp war bereits bei WorldSkills in Lyon dabei und holte eine „Medallion for Excellence“, die für herausragende Leistungen nach den Podestplätzen vergeben wird. Sein Ziel für Dänemark: „Ich hoffe einfach, dass es eine richtig gute Zeit wird und wir viele neue Leute kennenlernen.“ Für Begeta ist klar: „Natürlich wollen wir Gold holen – aber das Wichtigste ist, unser Bestes zu geben.“ Ein gutes Omen: Die Wiener Paul Hilscher und Timon Schwarz, ebenfalls Absolventen der HTL 3 Wien Rennweg, holten 2023 Silber in dieser Disziplin.
Die IT- und Mechatronik-HTL nutzte auch Markus Wizany zum Sprung zu internationalen Wettbewerben: Im Vorjahr ging der Wiener bei WorldSkills in Lyon an den Start, heuer will er in Dänemark überraschen: „Das war eine riesige Erfahrung, aber ich will es diesmal besser machen. Ich möchte mich im Vergleich zu WorldSkills noch einmal steigern.“
Komplexe Modelle muss Tobias Weißengruber im Skill „Digital Construction“ simulieren: „Wir schaffen quasi die Grundlage, damit ein Gebäude später überhaupt so funktioniert wie geplant“, erklärt der EM-Teilnehmer, der bei ODE Informationstechnik im 12. Bezirk arbeitet und parallel Bauingenieurwesen an der TU Wien studiert.
Im Teambewerb Industrie 4.0 – hier werden Elektronik, Informatik, Mechanik und Logistik zu einem intelligenten System verbunden – kämpfen Raphael Beutel und David Herzina-Rusch um Gold: Die Fachkräfte der ÖBB Infrastruktur AG haben klare Zielsetzungen. „Wir wollen zeigen, was wir können und Österreich bestmöglich vertreten“, sagt Herzina-Rusch. Beutel ergänzt: „Ich freue mich darauf, viele Gleichgesinnte kennenzulernen, Freundschaften zu schließen und mich mit ihnen zu messen.“
Wiener Bilanz
Bisher konnten Wiener Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei EuroSkills sechs Mal Gold und 14 Mal Silber bei den seit 2008 stattfindenden Berufseuropameisterschaften holen. Bei der letzten EM in Danzig, Polen, gewann Konditorin Anna Saurer Gold für Wien, Paul Hilscher und Timon Schwarz (IT Netzwerk- und Systemadministration) holten Silber.
Rot-Weiß-Rot ist Titelverteidiger
Bei EuroSkills 2023 Danzig holte Österreich insgesamt 18 Mal Edelmetall und neun Medallions for Excellence – die meisten Medaillen des Kontinents. Rot-Weiß-Rot ist somit amtierender Berufs-Europameister. In Budapest 2018 erreichte Österreich 21 Medaillen sowie neun Medallions, bei der Heim-EM 2021 in Graz holte Rot-Weiß-Rot 33 Medaillen und vier Medallions.





Foto von Team Wien:
Fotos von Team Wien – Präsentation von Skills-Team Wien